Yum Cha in Hong Kong – Die ultimative Anleitung
In Hong Kong musst du unbedingt Dim Sum probieren. Von Einheimischen während “Yum Cha“ genossen, sind sie der Klassiker der authentischen Hong Konger Küche schlechthin. Wie du die kleinen Häppchen bestellst und welche du unbedingt probieren musst, erfährst du hier.
Was ist Yum Cha?
Als ich das erste Mal mit meinem Mann Zusammen Hong Kong besuchte, dauerte es nicht lange, bis wir von seiner Oma zu “Yum Cha” in ihr Lieblingsrestaurant eingeladen wurden. Auf die Frage, was Yum Cha denn sei, antwortete mein Mann knapp mit „Das bedeutet übersetzt ‚Tee trinken‘.“
Mir um den bitteren Geschmack des chinesischen Tees bewusst, beschloss ich, mir im Vorhinein noch einen kleinen Snack zu genehmigen. Schließlich wollte ich mir mit dem starken chinesischen Tee nicht den Magen beleidigen.
Wie falsch konnte ich liegen? Schnell wurde mir bewusst, dass die wörtliche Übersetzung dem Festessen nicht mal ansatzweise gerecht wird. Du trinkst nicht einfach nur Tee, sondern währenddessen verputzt du auch unmengen an kleiner Dim Sum, die in den klassischen Bambuskörbchen serviert werden!
Entstanden ist es übrigens aus der südchinesischen Teekultur. Mitte der 1840er Jahre wurden die ersten Teehäuser in Hong Kong eröffnet – damals tatsächlich noch zum Tee trinken. Heute wird es als Synonym für ein riesiges Festessen mit unzähligen kleinen Häppchen, Dim Sum, zu denen Tee serviert wird, verwendet.
Was ist Dim Sum?
Dim Sum 点心 (deem2 sum1, kantonesisch, ausgesprochen „Dim Sam“) bedeutet übersetzt ‘Herzstück’ oder ‘das Herz berühren’. Wenn hier im Westen von Dim Sum gesprochen wird, werden oftmals nur Jiaozi, angebratene und fertig gedämpfte Teigtascherl, gemeint. Aber eigentlich bezeichnet dieser Begriff kleine Speisen, die zum Frühstück oder Mittagessen serviert werden.
Unterteilt werden sie üblicherweise in gedämpfte, frittierte und süße Dim Sum.
Die bei uns bekanntesten gedämpften Dim Sum sind zum Beispiel Har Gow 蝦餃 (Durchsichtige Teigtaschen mit Garnelen), Siu Mai 燒賣 (Teigtascherl mit faschiertem Schweinefleisch und Garnelen) oder Cheung fun 腸粉 (gedämpfte Reisnudelrollen in süßer Sojasauce).
Die bekanntesten frittierten Dim Sum sind wohl mit Abstand die weltweit bekannten Chun Gun 春巻 (Frühlingsrollen). Im Gegensatz zu den fertigen, die häufig in Chinarestaurants bei uns serviert werden, schmecken sie frisch jedoch großartig. Sie sind nicht zu vergleichen mit dem gefrorenen Fertigprodukt aus dem Supermarkt. Weitere bekannte sind außerdem Zaa wan tan 炸雲吞 (frittierte Wantan) und Jian dui 煎䭔 (Sesambällchen). Letztere sind übrigens süß.
Ein weitere süßes Dim Sum ist zum Beispiel Ma Lai Gao 馬拉糕 (Biskuitkuchen aus braunem Zucker). Diese beiden werden in Hong Kong jedoch nicht wie bei uns als Nachspeise gegessen. Süße Nachspeisen-Dim Sum sind unter anderem Tau Foo Fah 豆腐花(Tofu-Pudding) oder Daan Taat 蛋挞 (Eierküchlein).
Wie bestellst du Dim Sum richtig?
Übrigens: Wusstest du, dass du in den allermeisten Teehäusern keinen Tisch reservieren kannst? Bei der Hostess am Eingang des Restaurants angemeldet, wartest du, bis ein Tisch für dich frei wird. Schnell wirst du feststellen, dass meist nur Einzelpersonen anstehen. Das liegt daran, dass eine Person auserkoren, welche sich für die ganze Gruppe “anstellen” muss. Die anderen warten in der Nähe und vertreiben sich die Zeit. Sobald dann ein Tisch frei wird, treffen sich wieder alle zum gemeinsamen Yum Cha zusammen.
Hast du es endlich geschafft und dir einen Platz ergattert, geht es endlich ans Bestellen. In alten Hong Konger Filmen hast du sicher schon gesehen, wie Dampfkörbchen auf kleinen Wägen durchs Restaurant geschoben werden. Direkt beim Tantchen bestellt, werden dir die kleinen Köstlichkeiten sofort auf den Tisch gestellt. Leider ist das heutzutage die Ausnahme.
1. Du holst dir Dim Sum direkt vom Wagen
Solltest du in den Genuss kommen, in einem Teehaus Dim Sum auf die diese Weise essen zu können, funktioniert das System wie folgt:
Du gehst mit deinem Zettelchen (den du entweder am Tisch findest oder am Eingang erhalten hast), der später als Rechnung fungiert, zu einem der Servierwägelchen. Du nimmst dir die Speisen, die du haben möchtest. Je nachdem, was du dir vom Wagen nimmst, stempelt die Servicekraft passend dazu die Anzahl neben die richtige Preiskategorie. Diese sind 小 (klein), 中 (mittel), 大 (groß) und 特 (extra groß).
Wenn du fertig bist, gehst du mit deiner Rechnung zu Kasse und bezahlst.
2. Du bestellst die Dim Sum mit eigenem Bestellzettel direkt am Tisch
Meistens jedoch bestellst du direkt am Tisch. Zuerst suchst du dir Speisen aus einer häufig bebilderten Speisekarte aus. Um diese zu bestellen, kreuzt du diese dann auf einem Zettel an, und zeigst diesen der Servicekraft, die die Bestellung aufnimmt. Dieser Zettel bleibt bei dir am Tisch. Deine Dim Sum werden dann in der Küche zubereitet.
Sobald die Speise an deinen Tisch gebracht wird, wird am Zettel vermerkt, dass diese gebracht wurde. Dieser Zettel wird dann fürs Zahlen benötigt.
Das hier ist ein Beispiel für einen Bestellzettel.
Egal, welches System das Restaurant verwendet, du wirst sicher auf deine kulinarischen Kosten kommen!
Vergiss nicht, dein Geschirr zu waschen!
Sicher ist dir schon aufgefallen, dass Hong Konger mit der ersten Kanne Tee ihr Geschirr waschen. Obwohl dir das Restaurant augenscheinlich sauber erscheint.
Mach dir keine Sorgen!
Es liegt nicht daran, dass das Geschirr schmutzig ist. Vielmehr hat sich das Waschen der Utensilien mit Tee als Gewohnheit etabliert. Du brauchst also keine Lebensmittelvergiftung befürchten, solltest du den Waschgang einmal auslassen.
Welche Dim Sum solltest du unbedingt probieren?
Je nachdem, welches Teehaus du besuchst, hast du die Wahl zwischen hunderten von Dim Sum. Falls dir die Wahl schwer fällt, hier ein paar meiner Empfehlungen. Folgende Speisen sind nicht nur authentisch, sondern zählen auch zu unseren persönlichen Favoriten.
- Char Siu Bao 叉燒包 (Gedämpftes Brötchen mit BBQ-Schweinefleisch, BBQ Pork Bun)
Hierbei handelt es sich um ein kleines gedämpftes Hefebrötchen mit süßlich mariniertem Schweinefleisch. - Har Gow 蝦餃 (gedämpfte Teigtaschen mit Garnelen)
Das klassische Dim Sum in Hong Kong, dessen Teig aus Reismehl besteht. Dadurch werden die Teigtascherl beim Dämpfen durchsichtig, und die rosa Garnelenfüllung schimmert durch. - Har Cheung fun 蝦腸粉 (Gedämpfte Reisteigrollen mit Garnelen)
Reisteig wird hauchdünn gedämpft und mit Garnelen gefüllt aufgerollt. Abgerundet wird der Geschmack mit süßlicher Sojasauce - Lo Bak Gou 蘿蔔糕 (gebratener Rettichkuchen, Turnip Cake)
Mein Favorit! Geriebener Rettich wird mit Reismehl, Shiitake-Pilzen und getrockneten Garnelen vermischt, gedämpft und angebraten. - Daan Taat 蛋挞 (Eierküchlein)
Inspiriert ist die kleine Nachspeise vom portugiesischen Pastel de Nata. Eine Mischung aus Ei und Kondensmilch wird in einem Schälchen aus Mürbteig gedämpft. Zwei Bissen für eine perfekten kulinarischen Abschied.
Fazit: Ein Stück Hong Konger Gourmet-Geschichte, das du auf keinen Fall verpassen solltest!
Wenn du Hong Kong besuchst und nicht zumindest einmal Yum Cha machst, hast du Hong Kong nicht richtig erlebt. Es ist nicht nur ein Klassiker chinesischer Küche, sondern ein authentisches Stück Hong Konger Geschichte.
Auf keinen Fall solltest du es verpassen, am besten mit Familie oder Freunden, so viele Dim Sum wie möglich zu probieren. Gemeinsam schmeckt es nicht nur besser, du kannst auch eine Vielzahl an unterschiedlichen Häppchen probieren.
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Hi, ich bin Bettina!
Auf der Suche nach authentischer ostasiatischer Küche probiere ich mich durch japanische, chinesische sowie koreanische Restaurants in Wien und bin immer auf der Suche nach neuen traditionellen Gerichten. Außerdem reise ich wann immer möglich die hinteresten Winkel von Ostasien.Hier erfährst du mehr über mich.